Bislang beruht die Einschätzung der Schwimmfähigkeit oft auf Bauchgefühl und Erfahrungen: Doch reicht beispielsweise Brustschwimmen mit dem Kopf über Wasser aus, wie oft behauptet wird, um von sicherem Schwimmen zu sprechen? Wohl kaum, denn laut der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) muss ein sicher schwimmendes Kind die Anforderungen an das Bronze-Jugendschwimmabzeichen (Freischwimmer) erfüllen. Die Seepferdchen-Bescheinigung, für die ein Kind sich unter anderem auf einer Strecke von 25 Metern lediglich über Wasser halten muss, reicht laut der DLRG nicht aus.
Um Eltern, Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer zu unterstützen, haben Dr. Tobias Vogt und Ilka Staub von Institut für Vermittlungskompetenzen in den Sportarten an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) Köln einen Fertigkeitstest für Schulkinder entwickelt.
Damit ein Kind sicher schwimmen lernt, sollte es im Idealfall eine umfassende schwimmerische Grundbildung von vier Stufen durchlaufen:
- Zunächst ist es wichtig, mit dem Element Wasser vertraut zu werden.
- Nach dieser Gewöhnungsphase werden die grundlegenden Grundfertigkeiten des Schwimmens vermittelt. Dazu gehört zum Beispiel, dass Kinder lernen, vollständig mit dem Körper in das Wasser einzutauchen, dass sie während des Schwimmens auch gegen den Druck des Wassers rhythmisch und gleichmäßig atmen oder mit Hilfe des Wasserauftriebs in Bauch- und Rückenlage durch das Wasser gleiten können.
- Erst danach lernen sie elementare Formen der Fortbewegung im Wasser und
- anschließend die olympischen Schwimmtechniken wie Kraulen oder Brustschwimmen.
In einer Studie überprüften die beiden Wissenschaftler der DSHS die Anforderungen und Aufgaben, die sicher schwimmende Kinder erfüllen müssen. Ziel war es, ein einfach anzuwendendes Beurteilungsinstrument mit festen Kriterien für die Praxis insbesondere im Schwimmunterricht bereit zu stellen.
Der Test besteht aus 19 kindgerechten Aufgaben wie dem „Fischauge“ (Untertauchen und Augen öffnen), dem „Seestern“ (aufs Wasser legen in Bauch- oder Rückenlage) oder dem „Pinguinsprung“ (kopfüber ins Wasser). Die Übungen nehmen nehmen in ihrer Komplexität zu und sind in fünf Kompetenzstufen untergliedert:
- Eintauchen durch Anhalten des Atems
- Eintauchen mit angepasster Ausatmung
- Schweben mit einer zusätzlichen Fertigkeit, wie zum Beispiel untertauchen
- Schweben mit zwei zusätzlichen Fertigkeiten
- Springen ins Wasser
Jede der insgesamt 19 Aufgaben des Tests kann einer oder mehreren Kompetenzstufen zugeordnet und mit Hilfe von vordefinierten Bewertungskriterien als bestanden oder nicht bestanden bewertet werden. Dass eine Einzelaufgabe gelingt, ist keine Voraussetzung dafür, dass ein Kind eine weitere Aufgabe durchführen kann. Doch je sicherer sich ein Kind im Wasser fortbewegt, desto mehr Aufgaben kann es ohne Einschränkungen erfüllen.