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Helfen Situps gegen Bierbauch? Bewegung

Was ist dran an den bekanntesten Fitnessmythen? Sportmediziner Professor Winfried Banzer klärt auf.

Junger Mann in Sportkleidung absolviert Sit-up
Bild: contrastwerkstatt/stock.adobe.com

Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) hat einige der beliebtesten Tipps und Tricks von (Freizeit-)Sportlern unter die Lupe genommen. Professor Dr. Dr. Winfried Banzer, Leiter der Abteilung Sportmedizin an der Universität Frankfurt und u.a. Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung, räumt mit den fünf wichtigsten Fitnessmythen auf.

Fitnessmythos 1: Mit Nüchterntraining schnell abnehmen

Viele Sportler versprechen sich durch ein morgendliches Ausdauertraining in nüchternem Zustand eine größere Gewichtsabnahme im Vergleich zu einem Training nach einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit. Diese Annahme basiert auf einer häufig vertretenen Meinung, dass bei nüchternem Training der relative Anteil der Fettverbrennung an den insgesamt verbrannten Kalorien höher sei.

Prof. Banzer: Dieses Phänomen konnte zwar durch Studien belegt werden, doch lässt dies noch nicht den Rückschluss zu, dass ein solches Training auch zu einer höheren Gewichtsreduktion führt. Denn bei einem Nüchterntraining ist nur eine deutlich reduzierte Intensität und damit ein geringerer Gesamtenergie­verbrauch möglich, es birgt auch zusätzlich immer die Gefahr einer Unterzuckerung. Somit ist es für den gewichtsbewussten Freizeitsportler viel wichtiger, seine Herzkreislaufleistungsfähigkeit zu verbessern, als auf eine „optimale“ Fettverbrennung zu achten.  

Fitnessmythos 2: Fettstoffwechseltraining lässt die Pfunde schmelzen

Auch ist der vielfach empfohlene Bereich des Fettstoffwechseltrainings ein immer wieder gesehener Gast in der öffentlichen Diskussion zum Thema Abnehmen und Sport. Viele Gesundheitssportler gehen davon aus, dass es nur einen ganz bestimmten Pulsbereich gibt, bei dem die Pfunde purzeln.

Prof. Banzer: Die Frage nach dem relativen Anteil der Fettverbrennung am Gesamtenergieumsatz ist für das Abnehmen weniger wichtig als die Menge der insgesamt verbrauchten Kalorien. Nicht zuletzt, weil die Intensität, bei der der höchste Fettstoffwechsel auftritt, sehr hohe Schwankungen von Tag zu Tag aufweist. Somit ist für Personen, die durch Sport abspecken möchten, ein möglichst regelmäßiges Training in einem breiten Intensitätsspektrum effektiv und sinnvoll.

Fitnessmythos 3: Immer über den Durst trinken

Die Angst, während sportlicher Belastung zu wenig Flüssigkeit aufzunehmen, ist bei vielen Freizeitsportlern immer noch gegenwärtig. In der Wissenschaft existieren dazu zwei kontroverse Sichtweisen.

Prof. Banzer: Viele Untersuchungen zeigen, dass nicht nur im Hochleistungssport sehr hohe Flüssigkeitsverluste bei Marathonläufern gemessen wurden, sondern dass zudem die schnellsten Läufer häufig am meisten „geschwitzt“ hatten. Somit lauten die aktuellen Empfehlungen entsprechender Forschergruppen, dass man am besten nach seinem individuellen Durstgefühl trinken sollte und dadurch sehr wahrscheinlich auch die besten Leistungen erzielt.

Fitnessmythos 4: Problemzonen kann man „wegtrainieren“

Hartnäckig hält sich die These, man könne durch gezielte Übungen bestimmte Problemzonen „schönertrainieren“. So möchten viele Frauen, ihre „Reiterhosen“ oder Männer ihre Bierbäuche mit speziellen Übungen „wegtrainieren“.

Prof. Banzer: Dies ist nicht möglich. Zwar wurde in aktiven Muskeln eine erhöhte Fettabbaurate nachgewiesen, aber alles deutet darauf hin, dass die so etwas „leerer“ gewordenen Fettdepots wieder aufgefüllt werden. Ein weiterer Grund dafür, warum Situps dicke Bäuche nicht schmelzen lassen können, besteht darin, dass für eine erhebliche (und auch sichtbare) Fettreduktion die relativ lang anhaltende Arbeit von möglichst vielen, großen Muskelgruppen erforderlich ist.

Optimal sind aerobe Trainingsformen wie zum Beispiel Joggen, Walken oder Radfahren. Auch wenn Situps oder Beinpresse keine „Schönheitspflaster“ sind, sollten die und andere Kräftigungsübungen selbstverständlich Teil jedes Trainingsplans sein.

Fitnessmythos 5: Laufen ist schlecht für die Knie

Weitverbreitet ist die Annahme, dass Joggen die Knie ruiniere. Aktuelle Erkenntnisse zeichnen ein viel differenzierteres Bild.

Prof. Banzer: Das Kniegelenk ist ein dynamisches „Organ“, das auf Reize mit Anpassung reagiert. Es liegen wissenschaftliche Hinweise vor, dass Joggen das Kniegelenk stärkt und vitaler macht. In einer der bis dato größten Studie zum Zusammenhang von Joggen und Kniearthrosen fanden die Forscher gerade bei denen, die am meisten laufen, das niedrigste Arthroserisiko.